Akzeptanz

Veröffentlicht am 11. Januar 2022 um 11:24

Schlüssel zum Glück, oder der Anfang vom Chaos?

 

Was ist eigentlich Akzeptanz?
„Akzeptieren“, in der philosophischen Definition wird als das Annehmen von Handlungsstrukturen oder Bedeutungsinhalten verstanden die eine Person für sich selbst als relevant oder wahrhaftig annimmt. Das Individuum leitet aus der Akzeptanz eigene Handlungsstrukturen ab und rechtfertigt diese.
Diese Definition richtet sich sehr an Normen und Ethik aus. Hier geht es vor Allem um die gesellschaftlichen Normen.

Es gibt auch weltumfassende Normen. Gesellschaftsnormen, die uns so vertraut sind, dass sie seit dem Menschen in Verbänden zusammenleben, existieren.
Beispielweise niemanden zu töten, oder zu bestehlen. Einander zu helfen und solidarisch in der Gruppe zu sein.
Diese Normen verbinden uns, sie erzeugen ein Zugehörigkeitsgefühl. Vielleicht sind es genau deswegen die Normen, die wir in sämtlichen Religionen wiederfinden.

Und obwohl wir uns als Menschheit größtenteils auf bestimmte Normen und eine Ethik einigen, gibt es Unterschiede. Es gibt kulturelle Unterschiede, religiöse Unterschiede und auch persönliche Unterschiede.
Beispielsweise haben liberale Industrienationen andere gesellschaftliche Normen als sozialistisch organisierte Industrienationen.
Selbst innerhalb eines Landes kann es normative Unterschiede geben.
Innerhalb von Deutschland verweise ich auf den Unterschied zwischen Menschen aus dem Norden und dem Süden. Obwohl wir in einem Land leben und uns gewisse Normen verbinden, wie Pünktlichkeit und Stoßlüften- sonst gibt es Schimmel, gibt es auch große Unterschiede. Was mir dazu einfällt ist der Umgang mit zugezogenen Menschen auf den Dörfern.
Im Prinzip folgt jedes System seinen eigenen Normen, dabei gibt es manchmal Schnittmengen und manchmal nicht. Eine Familie ist ein eigenes System in einem übergeordneten System. Auch ein Unternehmen ist ein System, oder ein Verein, oder eben ein Freundeskreis.

Aus dem Umgang mit Normen oder Glaubenssätzen entwickeln sich auch die Klischees, die sich auf das Handeln von uns selbst und die Bewertung des Handelns und Seins der anderen beziehen.

„Der Norddeutsche ist wortkarg und griesgrämig. Die Deutschen sind immer pünktlich und arbeiten ganz viel und sind ordentlich.“
Aus Klischees erwachsen Vorurteile. Und Vorurteile haben oftmals einen Zweck. Nämlich sich durch das Abwerten der anderen selbst aufzuwerten.

Wir akzeptieren also diese Werte und Normen, weil wir uns dadurch versprechen zu einem System zu gehören. Der Wunsch nach Zugehörigkeit und Sicherheit sind für die meisten Menschen der Antrieb für Handlungen. Das eigene System wird dadurch versucht zu bewahren und zu beschützen, indem wir Ablehnen und Abgrenzen was eine potenzielle Gefahr sein könnte. Dabei wird das tatsächliche Gefahrenpotential nicht bewertet, sondern die Annahme über das mögliche Gefahrenpotential.
Ich habe jetzt mehrmals von den anderen gesprochen. Tatsächlich ist diese Art die Welt zu sehen, oftmals der Anfang von nichts Gutem gewesen. Wenn Gruppen und Gesellschaften anfangen die anderen nicht mehr als teil von sich und dem großen Ganzen zu sehen, dann beginnt eine Abwertung. Diese Abwertung führt zu Verstößen gegen die eigenen Normen, gerechtfertigt durch die Andersartigkeit der anderen, die wir nicht akzeptieren können, oder wollen. Weil es sich sicherer anfühlt, der Gruppe zu folgen und mit dem Strom zu schwimmen, als gegen den Strom. Sicherheit und Zugehörigkeit sind die Gefühle, oder Zustände, nach denen die meisten Menschen streben.
In der Geschichte war genau diese Denkweise der erste Schritt zu Genoziden, zu Verfolgungen und massiver Gewalt und Krieg. Beispielweise im zweiten Weltkrieg, waren die anderen die Juden. Heute sehen wir die Konflikte mit den anderen zwischen den USA und Russland, oder die Verfolgung der Uiguren in China, oder die Abwertung der Frauen im Nahen Osten. All diesen Phänomenen liegt eine Gemeinsamkeit zugrunde. Die Gemeinsamkeit ist die Abwehr und Abwertung dessen, was verunsichert, was Angst macht oder ein Unwohlgefühl verursacht, weil es nicht in das intrinsische Weltbild passt. Weil es eben nicht zu den Handlungsstrukturen und den Bedeutungsinhalten des Individuums, oder der Gruppe passt.

Wenn ich andere, oder auch mich selbst verurteile, dann bin ich nicht bereit die Realität zu akzeptieren. Ich erhebe den Anspruch, dass meine Weltsicht oder die meiner Gruppe ein Naturgesetz ist. Alles was nicht in dieses Bild passt wird nicht akzeptiert.
Was das am Ende bedeutet ist, Kampf.
Erst wenn wir anfangen zu hinterfragen, wie sinnvoll diese Abwehr ist und ob wir das wollen, können wir frei entscheiden, welchen Einfluss andere Menschen, Systeme oder Normen auf uns haben.
Aus der unreflektierten Abwehr entsteht oftmals Leid und Schmerz, denn Abwehr bedeutet in den meisten Fällen, dass es keine Verbindung gibt.
Das heimtückische daran ist, dass es uns oft leichter erscheint etwas abzuwehren als es zu akzeptieren. Wir haben Angst was passiert, wenn wir uns anders entscheiden. Sind wir dann noch teil der gruppe? Dürfen wir uns selbst akzeptieren, oder werden wir dann nicht mehr akzeptiert. Bedeutet Akzeptanz, dass wir ab jetzt alles toll finden müssen, obwohl wir es blöd finden?

Akzeptanz ist die bewusste Entscheidung etwas als gegeben hinzunehmen. Daraus können Handlungen erwachsen, die im Sinne der eigenen Normen vollzogen werden.
Beispielsweise kann ich akzeptieren, dass mein/e Professor*in nur die Powerpoint eins zu eins vorliest. Anstatt in die Vorlesung zu gehen und mich darüber aufzuregen, dass er oder sie es tut, also in die Abwehr zu gehen, kann ich diese zeit nutzen mich mit Kommilitonen zu treffen und den Inhalt zu besprechen, um so mehrere Erfahrungen und Blickwinkel zu bekommen.
Jetzt könnte der Eindruck entstehen Akzeptanz und Abwehr sind gegensätzlich. Doch das sind Sie nur auf den ersten Blick. Akzeptanz und Abwehr sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Am Beispiel der/s Professors*in, akzeptiere ich zwar, dass er oder sie die Vorlesung ebenso gestaltet, gleichzeitig lehne ich es ab mich in diese Vorlesung zu setzen und damit der Annahme zu folgen, ich müsste dort hingehen, um den Inhalt aufzunehmen.
Die Medaille von Akzeptanz und Abwehr dreht sich unaufhörlich. Wir können entscheiden, welche Seite wir betrachten.
Manchmal ist es sehr sinnvoll die Abwehr zu betrachten, wenn es zum Beispiel gilt eine Grenze zu ziehen, um sich selbst zu schützen. Ich wehre es ab in die Vorlesung zu gehen, weil ich mich dann aufrege und schlechte Laune bekommen. Ich akzeptiere den Inhalt der Vorlesung und werde diesen selbst erarbeiten.
Durch diese Handlung habe ich vielleicht die Energie Gleichgesinnte zu finden und mit denen eine Verbindung einzugehen, die sich für mich gut anfühlt. Möglicherweise fällt der lehrenden Person auf, dass das Konzept von lehre bei den Studierenden nicht ankommt und die lehrende Person wägt für sich ab und verändert das Konzept.

Am Ende können wir nur unsere Handlungen, Wahrnehmungen und Ziele steuern. Wie wir an unser Ziel kommen und welchen Weg wir dabei einschlagen liegt in uns selbst. Auch wenn wir manchmal die Annahme haben, die anderen müssten es für uns regeln oder sich verändern, damit es für uns gut ist.

Die Akzeptanz des Unvermeidbaren oder Unveränderlichen, zum Beispiel der zeitlichen Begrenztheit der eigenen Existenz, des begrenzten Einflusses auf das Verhalten anderer Personen sowie die Akzeptanz des Auftretens abwehrender emotionaler Reaktionen, ist in verschiedenen psychotherapeutischen Schulen neben der Veränderung problematischen Verhaltens ein wichtiges Therapieziel.
Konkret bedeutet das, dass ich lerne mich selbst zu akzeptieren.
Beispielsweise habe ich den Anspruch, alles sofort zu schaffen und perfekt zu machen. Wenn das nicht funktioniert, gehe ich in die Selbstabwertung und führe einen Kampf gegen mich selbst. Ich sage dann zu mir „War ja klar, dass du das schon wieder nicht schaffst.“, oder „Du bist zu nichts fähig“. Akzeptanz bedeutet hier, es anzunehmen, dass eben nicht immer alles sofort funktioniert. Das es natürlich ist sich zu irren. Zu akzeptieren, dass ich eben nicht alles kann und dass ich manche Dinge erst lernen muss. In dem Moment, wo wir uns akzeptieren und annehmen als das was wir sind, fangen wir an einen inneren Frieden und Entspannung zu fühlen. Diese Innere Ruhe gibt uns die Energie die Dinge zu verändern, die wir verändern wollen. Sie gibt uns die Energie mit anderen Individuen in Kontakt und in Verbindung zu gehen. Sie gibt uns die Fähigkeit Dinge und Menschen zu Akzeptieren. Und das erzeugt am Ende ein Gefühl von Sicherheit und Zugehörigkeit.

Viel Erfolg beim betrachten der Medaille

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